Kommentar: Ist Vietnams Botschafter noch ein Vertreter seines Volkes in Deutschland?

Immer wenn hochrangige Gäste aus Vietnam zu Gast in Deutschland sind, dann spricht die vietnamesische Botschaft immer eine Einladung zu einer Pressekonferenz aus. Eingeladen sind Vereinigungen, Unternehmen sowie bestimmte Personen, die das Auftreten der Prominenz vor der Kamera „aufpolieren“ sollen.

Die Tatsache, dass Premierminister Nguyen Xuan Phuc am G20-Gipfel als APEC-Vertreter teilnimmt, macht seinen Besuch noch wichtiger, weshalb die Vorbereitungen der Botschaft schon früh anliefen.

Alle Vereinigungen, Vereine und Gruppen wurden schon früh aktiviert, das Programm aufgestellt und mehrere wurden Proben durchgeführt, damit Sie auch die richtigen Parolen rufen, wenn der Premierminister erscheint.

Hunderte von Einladungen wurden anhand einer ausgewählten Liste ausgesendet. Ich hatte ebenfalls die Ehre, eine Einladung mit dem Wappen Vietnams zu erhalten.

Voller Vorfreude habe ich mich auf das Treffen mit dem Premierminister vorbereitet und Fragen zusammengestellt, die ich ihm stellen wollte. Dafür bin ich sehr früh aufgestanden und habe meinen Terminplan für diesen Tag gecancelt, damit ich mich mit den anderen Vertretern treffen konnte und wir uns gemeinsam auf das Treffen mit dem Premierminister der 90 Millionen Vietnamesen vorbereiten konnten.

Nach einem Tee habe ich plötzlich einen Anruf von der vietnamesischen Botschaft erhalten. Am Apparat war der 2. Sekretär der Botschaft Le Viet Phuong, der mir dann mitgeteilt hat, dass die Einladung an mich zurückgezogen wurde. Der Ort, dem Ritz Carlton-Hotel in Berlin, wo ich schon so oft einen Kaffee mit deutschen Diplomaten hatte, wurde für mich plötzlich fern. Ich kann nicht mehr am Treffen mit dem Premierminister teilnehmen.

Kurz zuvor hatte ich bereits ein anderes Telefonat mit der vietnamesischen Botschaft in Berlin. Die Botschaft hat mich darum gebeten, den Artikel „Warum die Bundeskanzlerin Vietnams Premierminister Nguyen Xuan Phuc nicht empfängt“ vom 01.07.2017 von der Seite herunterzunehmen. Dabei stützte sich der Artikel ausschließlich auf offizielle Informationen des Dienstkalenders der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin war kein Treffen mit Nguyen Xuan Phuc registriert. Vielleicht war diese „unangenehme“ Wahrheit das komplette Gegenteil von dem, was die Presse in Vietnam berichtet hat und der Artikel könnte der Grund dafür sein, warum die Botschaft mich nicht beim Treffen mit Premierminister Nguyen Xuan Phuc haben wollte,

Diese Aktion zeigt gut 170.000 Vietnamesen in Deutschland, dass diese Kleinkariertheit nur von einigen wenigen Botschaftsangestellten kommt. Damit haben diese paar Botschaftsangestellten auch gezeigt, dass das Dekret 36 des Politbüros der Kommunistischen Partei Vietnams für sie keinen Wert darstellt. Und das, obwohl dieses Dekret den Zusammenschluss zu den im Ausland lebenden Vietnamesen fördern will.

Die Verantwortung für dieses Verhalten trägt Vietnams Botschafter in Deutschland Doan Xuan Hung, der zugleich auch noch Parteisekretär der Kommunistischen Partei Vietnams in Deutschland ist. Er wird demnächst dem  Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams Nguyen Phu Trong erklären müssen, wie es soweit kam. Dabei ist Nguyen Phu Trong ein Vertreter des „Kampfes gegen Korruption und Lobbyismus“, für ihn eine Gefahr, die nach und nach die Anweisungen der Partei gegenüber allen diplomatischen Vertretungen im Ausland nichtig macht.

Als wäre das Zurückziehen der Einladung nicht schon genug, so wurde am nächsten Tag das Vietnamesisch-Deutsche Wirtschaftsforum, nur wenige Stunden vor seiner Eröffnung, vom Botschaftsrat Bui Ha Nam abgesagt. Das Forum sollte am 06.07.2017 im Marriott-Hotel stattfinden. Es wurden zahlreiche vietnamesische Unternehmer sowie deutsche Unternehmen eingeladen, doch durch die Absage durch den Botschaftsrat wurden die ganzen Vorbereitungen nutzlos. Eine Chance neue Investoren ins Land einzuladen, vor allem in ärmere Provinzen Vietnams, wurde vertan.

Sehr schade, dass diese Chance nicht wahrgenommen wurde, vor allem nach dem Umweltdesaster, welches durch Formosa verursacht wurde, tausende neue Arbeitsplätze für die Bevölkerung vor Ort zu schaffen. Formosa hat vielen durch die Meeresverschmutzung ihre Existenzgrundlage, dem Fischen, weggenommen und jetzt müssen die Menschen der vier betroffenen Provinzen in Zentralvietnam an viele andere Orte ziehen und dort sehr schwierige Jobs annehmen.

Durch das Zurückziehen der Einladungen der deutschen Unternehmen, haben es einige Botschaftsangestellte geschafft, die Chance auf wirtschaftliche Entwicklung abzulehnen, was auch bedeutet, dass tausenden Menschen in Zentralvietnams Küste der Job weggenommen wurde. Generell könnte man sagen, dass das ein Verbrechen gegen das eigene Volk ist und egal wie oft die Botschaftsangestellten zum Tempel gehen, egal wie oft sie Räucherstäbchen anzünden, sie werden niemals ihre Schuld gegenüber ihrem Volk loswerden.

Nachdem das Forum nur einige Stunden vor Beginn abgesagt wurde, waren einige meiner deutschen Partner sehr überrascht und enttäuscht von dieser Handlung. Viele von ihnen machten sich sofort auf dem Weg zurück zu ihrem Geschäftssitz und all diese Unternehmer werden wohl nie wieder darüber nachdenken in Vietnam zu investieren.

Die Einladung zum Vietnamesisch-Deutschen Wirtschaftsforum in Berlin, die nur einige Stunden vor Beginn am 06.07.2017 zurückgezogen wurde

Trung Khoa – VD-NEWS

 

*Anmerkung:

Aus Persönlichkeits- und Datenschutzgründen wird der Inhalt der E-Mail zwischen mir und der Botschaft nicht veröffentlicht.

Ein offener Brief zur Intensivierung der Umsetzung des Dekrets 36 des Politbüros gegenüber Vietnamesen in Deutschland wurde bereits direkt an Dinh The Huynh, Exekutivsekretär des Generalsekretariats der Kommunistischen Partei Vietnams, gesendet.

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